Essen wie im Mittelalter: Rezepte und Zutaten des Alltags
Hast du dich je gefragt, wie ein typisches Abendessen im Mittelalter aussah – ohne Kühlschrank, ohne Supermarkt, aber mit jeder Menge Kreativität? Die Küche des Mittelalters war einfach, aber voller Geschmack und Fantasie. Bauern, Adlige und Klosterbewohner aßen völlig unterschiedlich, doch alle verband eines: die tiefe Verbundenheit zur Natur und den Jahreszeiten.
Ich erinnere mich noch an meine erste mittelalterliche Kochsession: Ein rustikaler Eintopf aus Linsen, Kräutern und etwas Rauchgeschmack – so simpel und doch so nahrhaft! Genau diese Ursprünglichkeit fasziniert mich an mittelalterlichen Rezepten. In diesem Beitrag schauen wir uns an, welche Zutaten die Menschen damals nutzten, wie sie ihr Essen würzten, und welche Rezepte du heute ganz leicht nachkochen kannst – für ein echtes Stück Geschichte auf deinem Teller!
Was aßen die Menschen im Mittelalter wirklich?

Ich erinnere mich noch an den Moment, als ich das erste Mal versuchte, ein „mittelalterliches“ Menü nachzukochen. Ich hatte romantische Vorstellungen: ein knisterndes Feuer, rustikale Zutaten, vielleicht ein Stück Brot und ein kräftiger Eintopf. Aber was ich damals noch nicht wusste: Essen im Mittelalter war nicht gleich Essen. Ob du Bauer, Bürger oder Adliger warst, entschied darüber, ob du satt wurdest oder hungrig ins Bett gingst.
Die meisten Menschen waren Bauern, und ihr Speiseplan war… na ja, eintönig. Getreide war ihr Lebensretter. Brot, Brei und Bier bildeten die Grundnahrung. Es gab Gerste, Hafer und Roggen, und das täglich. Ich hab mal versucht, einen Brei aus Dinkelmehl nach einem historischen Rezept zu kochen – ehrlich, das war eher Kleister als Mahlzeit. Kein Wunder, dass die Menschen früher ständig Gewürze suchten, um etwas Geschmack hineinzubringen. Gemüse wie Kohl, Rüben und Zwiebeln sorgten für Abwechslung, wenn’s gut lief. Hülsenfrüchte – Linsen, Erbsen, Bohnen – waren die Eiweißquelle schlechthin. Sie sind übrigens ein echter Geheimtipp, wenn man mal eine Woche „mittelalterlich“ leben will, ohne ständig hungrig zu sein.
In den Städten, bei den Bürgern, sah’s schon ein bisschen anders aus. Wer Geld hatte, konnte sich mehr leisten: Weizenbrot statt Roggen, hin und wieder Fisch oder Fleisch, besonders an Markttagen. Ich war mal auf einem Reenactment-Markt, wo sie gebratenes Geflügel über offenem Feuer zubereiteten – allein der Duft war dekadent! Solches Essen war für die einfachen Leute kaum erreichbar. Fleisch war Luxus. Selbst Schweine, die man oft als „Arme-Leute-Vieh“ sieht, wurden meist nur zu besonderen Anlässen geschlachtet.
Und beim Adel? Das war eine ganz andere Welt. Dort wurde geschlemmt. Auf den Burgen gab es aufwendig gewürzte Gerichte mit importierten Zutaten – Pfeffer, Safran, Datteln. Ich hab mal gelesen, dass eine einzige Portion Pfeffer im 14. Jahrhundert den Tageslohn eines Handwerkers kostete. Das sagt alles. Adlige aßen, um Status zu zeigen. Essen war Repräsentation. Das simple Bauernbrot? Undenkbar bei Hofe. Stattdessen wurden Brote aus feinstem Weizenmehl gebacken, während das einfache Volk den dunklen, schweren Laib bekam.
Was mich besonders fasziniert: die religiösen Regeln rund ums Essen. Fastenzeiten waren streng. Kein Fleisch an bestimmten Tagen – das betraf alle, vom Bettler bis zum König. Fisch wurde dann zur Ersatzspeise. In Klöstern erfanden die Mönche sogar kreative „Auswege“, zum Beispiel den Biber als „Fisch“ zu deklarieren, weil er im Wasser lebte. Clever, oder?
Und natürlich spielte die Jahreszeit eine riesige Rolle. Keine Tiefkühltruhen, keine Supermärkte – das, was auf den Tisch kam, wuchs in der Nähe. Im Winter wurde gegessen, was haltbar war: Getrocknetes, Gepökeltes, Eingelagertes. Ich hab’s selbst probiert, im Winter nur mit lagerfähigen Lebensmitteln zu kochen – das ist eine Herausforderung! Man merkt, wie abhängig die Menschen damals vom Wetter waren. Eine schlechte Ernte bedeutete Hunger, ganz direkt.
Wenn ich heute über mittelalterliche Ernährung schreibe oder koche, spüre ich immer diesen Respekt. Es war kein „romantisches Schlaraffenland“, sondern täglicher Überlebenskampf – aber einer mit erstaunlicher Kreativität. Und irgendwie gefällt mir der Gedanke, dass in jedem Löffel Linsensuppe ein kleines Stück Geschichte steckt.
Typische Zutaten der mittelalterlichen Küche

Als ich das erste Mal versucht habe, „mittelalterlich“ zu kochen, war ich überrascht, wie simpel und gleichzeitig genial die Zutaten waren. Keine abgefahrenen Superfoods, keine Avocados oder Chiasamen – stattdessen Roggen, Kohl, Rüben, Linsen. Klingt langweilig? Dachte ich auch. Aber je mehr ich mich mit der mittelalterlichen Küche beschäftigt habe, desto mehr habe ich verstanden, dass es genau diese Einfachheit war, die das Essen damals so ehrlich und nahrhaft machte.
Roggen war quasi das Rückgrat der mittelalterlichen Ernährung. Weizen galt als Luxus, also war das dunkle, kräftige Roggenbrot das tägliche Brot des Volkes. Ich hab’s mal selbst gebacken – ohne Hefe, nur mit Sauerteig, wie damals üblich. Das Ergebnis? Sauer, dicht und sättigend. Kein fluffiges Bäckerbrot, aber nach zwei Scheiben war ich pappsatt. Ähnlich war es mit Gerste und Hafer – die kamen als Brei auf den Tisch, oft mit ein bisschen Kohl oder Zwiebeln. Brei war das, was heute vielleicht Pasta ist: ein schnelles, günstiges Sattmachergericht.
Kohl war sowieso überall. Weißkohl, Wirsing, Grünkohl – die Leute im Mittelalter wussten genau, welche Sorten sich am besten lagern ließen. Ich kann’s nachvollziehen: Ein guter Kohl hält ewig, schmeckt gekocht oder fermentiert (Stichwort: Sauerkraut!) und liefert Vitamine, wenn’s draußen nichts Frisches gibt. Rüben waren genauso wichtig, vor allem Steckrüben und Pastinaken. Ich hab mal versucht, eine mittelalterliche „Gemüsesuppe“ zu machen, nur mit Rüben, Linsen und ein paar Kräutern. Ehrlich gesagt: Es war kein kulinarisches Highlight – aber ich habe verstanden, wie sehr die Menschen auf das angewiesen waren, was der Boden hergab.
Und dann die Kräuter! Ohne Pfeffer, Muskat oder Zimt mussten sie kreativ werden. Petersilie, Dill, Liebstöckel, Borretsch, Salbei – das war der heimische Geschmack des Mittelalters. Ich hab irgendwann angefangen, Liebstöckel („Maggikraut“) häufiger zu benutzen, und wow – das Zeug ist ein Gamechanger. Es verleiht jedem Eintopf sofort dieses „mittelalterliche“ Aroma. Kein Wunder, dass Klöster ihre Kräutergärten heilig hielten.
Wenn’s um Süße ging, war Honig der Star. Zucker war teuer und kam erst spät nach Europa. Also griff man zu dem, was die Natur bot: Honig, getrocknete Früchte wie Datteln, Feigen oder Apfelringe. Ich hab mal ein Dessert ausprobiert, das auf einem alten Klosterrezept basierte – Linsen, Honig und Milch. Klingt wild, schmeckt aber irgendwie genial: leicht süß, nussig, total anders als moderne Nachspeisen.
Spannend fand ich auch, wie sie damals Lebensmittel haltbar machten. Ohne Kühlschrank musste man erfinderisch sein: Trocknen, Räuchern, Pökeln, Fermentieren. Ich hab mal versucht, Fisch zu räuchern – mein Balkon roch eine Woche lang nach Mittelalter. Aber das Prinzip funktioniert: Rauch, Salz und Geduld waren die Konservierungsmethoden, die Leben retteten, besonders im Winter.
Interessant ist auch, dass es große regionale Unterschiede gab. Im Norden, wo das Meer nah war, spielte Fisch eine größere Rolle. Hering, Dorsch, Aal – alles, was man salzen konnte. Im Süden, besonders in Bayern oder Schwaben, gab’s mehr Milchprodukte, Getreide und Obst. Da spürt man richtig, wie sehr die Natur die Küche bestimmte.
Wenn ich heute in meiner Küche stehe und ein einfaches Linsengericht mit Kohl und Liebstöckel zubereite, fühle ich mich irgendwie verbunden – mit Menschen, die vor 700 Jahren dasselbe getan haben. Sie hatten weniger Auswahl, aber mehr Bewusstsein dafür, woher ihr Essen kam. Vielleicht ist genau das der Punkt: Die mittelalterliche Küche war nicht ärmer, sie war ehrlicher.
Würzen ohne Pfeffer & Chili – die Kunst des Abschmeckens

Wie soll ein Eintopf schmecken, wenn man auf all die typischen Gewürze verzichtet, die wir heute so selbstverständlich verwenden? Aber genau das war der Punkt – im Mittelalter musste man kreativ werden. Pfeffer war damals ein Luxusgut, fast schon ein Statussymbol. Wer ihn besaß, zeigte damit Reichtum. Es gibt sogar Aufzeichnungen, dass Pfeffer im 14. Jahrhundert zeitweise teurer war als Gold!
Also, was machte man, wenn man sich dieses schwarze Gold nicht leisten konnte? Ganz einfach – man griff zu dem, was vor der Haustür wuchs. Ich habe einmal versucht, eine mittelalterliche Suppe nur mit heimischen Kräutern zu würzen: Petersilie, Dill, Liebstöckel und etwas Ysop. Anfangs roch das Ganze nach „Garten“, aber dann – wow! – dieser erdige, frische Geschmack war unglaublich intensiv. Da hab ich verstanden, warum die Menschen im Mittelalter ihre Kräutergärten so sehr liebten.
Besonders die Klöster waren Zentren dieser Geschmacksvielfalt. Mönche waren nicht nur fromm, sie waren auch geniale Gärtner. Ihre Kräutergärten dienten nicht nur der Medizin, sondern auch der Küche. Ich war einmal in einem nachgebauten Klostergarten, und es war beeindruckend zu sehen, wie viele verschiedene Kräuter dort wuchsen – Salbei, Minze, Estragon, Majoran, sogar seltene Sorten wie Engelwurz oder Gundermann. Ich konnte mir richtig vorstellen, wie dort gekocht wurde: langsam, bedacht, mit Respekt vor jeder Pflanze.
Das Kochen ohne moderne Gewürze ist eine kleine Kunst. Ich hab gelernt, dass es gar nicht um Schärfe oder „Wumms“ geht, sondern um Tiefe im Geschmack. Wenn man Kohl, Linsen oder Getreidebrei mit ein paar frischen Kräutern, etwas Zwiebel und einem Schuss Essig verfeinert, bekommt das Gericht plötzlich Charakter. Man muss nur mutig sein, zu probieren. Und man muss sich trauen, weniger zu machen – die alten Köche wussten, dass zu viel Würze den Eigengeschmack zerstört.
Spannend sind auch die alten Kräutermischungen, die in historischen Schriften erwähnt werden. Eine meiner Lieblingsvarianten basiert auf einem Rezept aus dem 15. Jahrhundert: gemahlener Senfsamen, etwas Salz, fein gehackter Dill, Majoran und ein Spritzer Honig – das Ganze zu einer Paste verrührt. Ich hab’s ausprobiert und damit gebratenes Gemüse gewürzt. Das Ergebnis war ehrlich gesagt besser als jede moderne Fertigsoße.
Und dann gibt’s da noch die alten „Würzpasten“ oder „Grüne Soßen“, die im Mittelalter unglaublich beliebt waren. Man zerdrückte Kräuter im Mörser, mischte sie mit Öl, Brotkrumen oder Wein – und schon hatte man ein aromatisches Topping für Fleisch oder Brei. Ich liebe diese Idee, weil sie zeigt, dass Geschmack auch ohne exotische Zutaten entsteht.
Wenn ich heute koche, versuche ich manchmal, diese Philosophie zu übernehmen: weniger ist mehr. Kein künstlicher Brühwürfel, kein Pulver aus der Tüte. Nur das, was im Garten oder auf dem Markt zu finden ist. Es ist verrückt, aber genau das gibt dem Essen Tiefe – wie damals, im Mittelalter. Und vielleicht ist das das eigentliche Geheimnis der alten Küche: Man würzte nicht, um etwas zu überdecken, sondern um das Natürliche zu betonen.
Beliebte mittelalterliche Rezepte zum Nachkochen

Kein Fertigfond, kein Würfel, kein Pfeffer – nur Wasser, Linsen, Zwiebeln, ein paar Wurzeln und etwas Salz. Ich war skeptisch. Ganz ehrlich: Ich dachte, das wird bestimmt fad. Aber dann saß ich da, löffelte diesen dampfenden Brei und war völlig überrascht – das schmeckte irgendwie… echt. Ehrlich. Wie Essen, das satt machen soll, nicht beeindrucken. Genau so war die Küche der einfachen Leute im Mittelalter: nahrhaft, schlicht, aber mit Seele.
Der Bauern-Eintopf mit Hülsenfrüchten war das tägliche Grundnahrungsmittel. Er bestand meistens aus Linsen oder Erbsen, gekocht mit Wurzelgemüse – Kohl, Rüben, Zwiebeln. Ich habe gelernt: Je länger man den Eintopf köcheln lässt, desto besser verbindet sich der Geschmack. Im Mittelalter hatte man keine Uhr, man kochte „bis es gut war“. Das ist übrigens ein Tipp, der heute noch funktioniert – manchmal muss man dem Essen einfach Zeit geben.
Ganz anders, aber genauso faszinierend, ist die Kräutersuppe nach klösterlicher Art. Ich hab sie einmal ausprobiert, inspiriert von einem alten Rezept aus einem Benediktinerkloster. Da kamen Liebstöckel, Petersilie, Schnittlauch, ein bisschen Dill und ein Schuss Milch hinein – und wow, das Ergebnis war frisch, leicht und würzig. Die Mönche wussten, was sie taten! Klöster waren im Mittelalter wahre Hotspots des Kochwissens. Dort wurden Kräuter gezüchtet, Mischungen ausprobiert, und oft stand das Kochen eng im Zusammenhang mit Heilkunst. Wenn du das mal selbst probieren willst: Verwende frische Kräuter, keine getrockneten. Sie machen den Unterschied.
Und dann kommt mein Favorit: die gebratene Pastete mit Gemüsefüllung. Dieses Rezept war früher reiner Luxus – Adelsküche pur! Ich hab’s mal für Freunde gemacht, mit einem Teig aus Dinkelmehl, Butter und etwas Salz, gefüllt mit Lauch, Spinat, Zwiebeln und einer Handvoll Rosinen. Klingt schräg, schmeckt aber genial – süß, herzhaft, würzig. Der Adel liebte diese Kontraste, und ehrlich gesagt, ich auch. Kleiner Tipp: Wenn du’s authentisch willst, back die Pastete nicht zu lange. Sie sollte goldbraun, aber innen noch leicht saftig sein.
Natürlich darf das Getränk nicht fehlen: Honigwein, auch bekannt als Met. Ich hab ihn zum ersten Mal auf einem Mittelaltermarkt probiert – süß, warm, ein bisschen gefährlich lecker. Im Mittelalter galt Met als Getränk der Götter, aber auch als Alltagsgetränk für Feste. Wenn du ihn selbst machen willst, brauchst du nur Wasser, Honig und Hefe. Und Geduld. Viel Geduld. Denn guter Met muss gären – und das dauert Wochen. Ich hab’s mal versucht, und ja, die ersten Tage roch’s in meiner Küche wie in einer Brauerei. Aber das Endergebnis war’s wert.
Wenn du dich wirklich auf eine authentische mittelalterliche Kochsession einlassen willst, fang klein an. Nimm dir ein Gericht vor – vielleicht den Eintopf oder die Kräutersuppe – und konzentrier dich auf das Erlebnis, nicht auf Perfektion. Die mittelalterliche Küche war kein Hochglanzprojekt, sie war erdig, echt und voller Improvisation.
Mein Tipp aus Erfahrung: Lass moderne Gewürze mal im Regal. Versuch’s stattdessen mit Liebstöckel, Thymian, Salbei, Dill oder einem Spritzer Apfelessig. Und falls du zu viel Salz erwischst – kein Stress. Das hätten sie damals wahrscheinlich auch.
Wenn ich heute mittelalterlich koche, geht’s mir weniger ums Nachmachen, sondern ums Verstehen. Diese Rezepte erzählen Geschichten – von Menschen, die mit wenig viel gemacht haben. Und jedes Mal, wenn der Duft von Linsen, Kräutern und Honig durch meine Küche zieht, hab ich das Gefühl, ein kleines Stück Geschichte lebt wieder auf.
Tafelsitten und Esskultur im Mittelalter

Ich erinnere mich noch an meinen ersten Besuch auf einem Mittelaltermarkt, wo ein „echtes Bankett“ nachgestellt wurde. Ich saß auf einer Holzbank, hatte ein Stück Brot in der Hand und – keine Gabel. Das war schon der erste Kulturschock. Ich meine, wer isst Suppe ohne Löffel? Aber genau das machte den Reiz aus. Im Mittelalter war Essen nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern ein soziales Ereignis, fast schon ein Spiegel der Gesellschaft.
Die meisten Menschen aßen damals tatsächlich mit den Fingern. Besteck war Luxus, den sich nur der Adel leistete, und selbst dort blieb die Gabel lange misstrauisch beäugt – sie galt als Teufelswerkzeug. Stattdessen wurde mit einem Holzlöffel oder mit einem Stück Brot gegessen, das man als „natürlichen Löffel“ benutzte. Ich hab das einmal ausprobiert, bei einem selbstgekochten Linseneintopf: gar nicht so einfach! Aber es zwingt einen dazu, langsamer zu essen, bewusster. Und irgendwie ist’s auch geselliger – man teilt Brot, lacht, isst aus derselben Schüssel.
Gerade dieses gemeinsame Essen war zentral im mittelalterlichen Alltag. Bauern aßen zusammen am Tisch, oft auf einer langen Bank, und teilten, was da war. Kein Teller für jeden, sondern eine große Schüssel in der Mitte. Ich finde, das hat etwas Schönes – Essen war Verbindung, nicht Status. In Städten und Klöstern war’s ähnlich, nur geregelter. In Klöstern herrschte beim Essen strenge Disziplin: kein Wort, kein Lachen, kein Schmatzen. Während die Mönche aßen, las einer aus der Bibel oder aus heiligen Schriften vor. Ich hab mal versucht, so „still zu essen“ – unmöglich. Man merkt erst, wie sehr wir das Gespräch beim Essen brauchen.
Ganz anders war’s natürlich auf Burgen oder bei Festen. Da war das Essen Show und Status zugleich. Der Adel liebte es, zu protzen: ganze gebratene Schweine, Pasteten mit eingebackenen Vögeln, goldene Becher. Ich hab mal gelesen, dass man auf manchen Festen mehr Zeit damit verbrachte, das Essen zu bewundern, als es tatsächlich zu essen. Die Tafelsitten waren streng: Der Hausherr begann, alle anderen folgten. Wer zu früh zugriff, blamierte sich. Und wehe, man wischte sich die Finger am Tischtuch ab – das galt als unhöflich. Dafür gab’s spezielle Stofflappen oder einfach das eigene Brotstück.
Interessant finde ich, dass Brot, Bier und Brei im Alltag fast heilig waren. Brot war Grundnahrung, Bier der Durstlöscher – weil Wasser oft verunreinigt war. Ich hab mal „mittelalterliches Dünnbier“ ausprobiert (also Bier mit wenig Alkohol), und ja, das konnte man tatsächlich zum Frühstück trinken, ohne betrunken zu werden. Brei war dann das, was heute vielleicht Nudeln oder Kartoffeln sind: Basis, Sättigung, Komfort. Einfach, aber lebenswichtig.
Bei Festen und besonderen Anlässen ging’s dann richtig rund. Ich war mal auf einem historischen Festessen, wo sie nach alten Rezepten gekocht haben – da gab’s Wild, Fisch, Süßspeisen mit Honig, sogar bunt gefärbte Speisen (mit Rote Bete oder Safran). Es war laut, es wurde gesungen, getrunken, gelacht. Genau das war damals der Sinn solcher Tafeln: Gemeinschaft feiern, Reichtum zeigen, Geschichten erzählen.
Wenn ich darüber schreibe, merke ich, dass Esskultur im Mittelalter weniger mit Etikette im modernen Sinn zu tun hatte, sondern viel mehr mit Nähe, Dankbarkeit und Lebensfreude. Es war roher, echter – und vielleicht ehrlicher. Man aß, was man hatte, und man tat es gemeinsam. Und irgendwie, wenn ich ehrlich bin, vermisse ich diese Einfachheit manchmal beim modernen „schnell was essen vorm Bildschirm“.
So kannst du mittelalterlich kochen – mit modernen Mitteln

Als ich das erste Mal versuchte, ein mittelalterliches Gericht in meiner modernen Küche nachzukochen, habe ich ehrlich gesagt unterschätzt, wie anders das Denken übers Kochen damals war. Kein Thermometer, kein Ofen mit digitaler Anzeige – nur Feuer, Geduld und Gefühl. Und trotzdem: Wenn man einmal verstanden hat, wie man alte Rezepte für die heutige Küche anpasst, dann merkt man schnell, dass mittelalterlich kochen weniger mit Verzicht, sondern mehr mit Kreativität zu tun hat.
Das Wichtigste zuerst: Rezepte aus dem Mittelalter sind keine exakten Anleitungen wie heute. Damals schrieb niemand „200 g Mehl“ oder „eine Prise Salz“. Es hieß eher: „Nimm, so viel dir gut scheint.“ Beim ersten Nachkochen war das für mich total frustrierend. Ich wollte Maße, klare Schritte – stattdessen bekam ich Freiheit. Und genau das ist der Trick. Alte Rezepte leben vom Ausprobieren. Wenn da steht, du sollst etwas „auf kleiner Flamme“ garen, dann probier’s bei niedriger Hitze. Wenn’s zu dick wird, gib Wasser dazu. Diese „ungefähre“ Art zu kochen hat etwas Befreiendes – man kocht wieder mit Instinkt statt mit Zahlen.
Für authentische Ergebnisse brauchst du aber gute Zutaten. Und ja, du findest die meisten mittelalterlichen Grundzutaten tatsächlich im Supermarkt oder beim Hofladen um die Ecke. Getreidesorten wie Dinkel, Roggen oder Gerste gibt’s in fast jeder Bio-Abteilung. Hülsenfrüchte – Linsen, Erbsen, Bohnen – sind ebenfalls einfach zu bekommen. Ich schwöre auf Linsen aus der Region; sie sind nicht nur geschmacklich intensiver, sondern bringen dich dem historischen Original ziemlich nahe. Wenn du es richtig ernst meinst, such nach alten Gemüsesorten wie Pastinaken oder Steckrüben – viele Bauernhöfe verkaufen die wieder, weil sie als „Ur-Gemüse“ im Trend sind.
Ich hab mir irgendwann ein paar mittelalterliche Kochbücher besorgt, um tiefer einzusteigen. Mein Favorit ist „Das Kochbuch des Mittelalters“ von Trude Ehlert – wissenschaftlich fundiert, aber trotzdem praktisch. Online gibt’s auch tolle Quellen: Blogs von Reenactment-Köchen, historische Kochgruppen auf Facebook, sogar YouTube-Kanäle, wo Leute über offenem Feuer kochen. Ich hab mal ein Rezept von dort ausprobiert – eine „Kräutersuppe nach klösterlicher Art“ – und das Ergebnis war echt beeindruckend.
Wenn du richtig eintauchen willst, geh auf Mittelalter-Märkte oder Koch-Events. Ich war mal auf einem historischen Kochworkshop, und das war ein echter Aha-Moment. Man lernt dort nicht nur, wie man über Feuer kocht, sondern auch, wie Gerüche, Geräusche und Materialien das Kocherlebnis verändern. Kupferkessel, Holzlöffel, Leinentücher – plötzlich begreift man, warum das Essen damals so schmeckte, wie es schmeckte.
Was mich am meisten fasziniert: mittelalterlich kochen ist nachhaltig, ganz ohne Marketing-Trend. Damals wurde alles verwertet. Schalen, Knochen, altes Brot – nichts kam weg. Ich hab versucht, das in meinen Alltag zu übernehmen, und ehrlich: Man spart nicht nur Geld, man entwickelt auch mehr Respekt fürs Essen. Wenn du Gemüsereste sammelst und zu Brühe verarbeitest, tust du im Grunde genau das, was eine Bauersfrau im 13. Jahrhundert tat.
Mein Tipp: Fang klein an. Nimm dir ein Gericht vor, das dich anspricht – vielleicht ein Linseneintopf oder ein Brot aus Roggenmehl. Versuch’s mit regionalen Zutaten, und achte auf Saisonalität. Die Menschen im Mittelalter aßen, was der Boden gerade hergab – und das ist eigentlich die beste Ernährungsregel überhaupt.
Wenn du’s einmal ausprobiert hast, wirst du merken, dass mittelalterlich kochen weniger eine Zeitreise ist als eine Rückkehr zu echtem, ehrlichem Essen. Ohne Tütchen, ohne Zusatzstoffe – einfach Natur, Geduld und Geschmack. Und irgendwie fühlt sich das erstaunlich modern an.
Ein Stück Geschichte zum Schmecken
Kochen wie im Mittelalter ist mehr als Nostalgie – es ist eine kleine Zeitreise. Mit einfachen Zutaten, ehrlicher Zubereitung und einem Sinn für Natürlichkeit kannst du die Esskultur vergangener Jahrhunderte hautnah erleben. Ob du einen deftigen Linseneintopf oder süßen Honigwein probierst – jedes Rezept erzählt ein Stück Geschichte. Also, schnapp dir Topf, Feuerstelle (oder Herd) und leg los – die mittelalterlichen Rezepte warten darauf, wieder lebendig zu werden!